Mehrere Lernende des GIBZ haben hier im GIBZ-Blog bereits über Ihre Erfahrung während der Pandemie berichtet. Mich haben diese verschiedenen Berichte fasziniert. Danke dafür.
Als Lehrkraft am GIBZ darf ich an dieser Stelle ebenfalls meine Erlebnisse dieser sehr speziellen Zeit schildern.
Vor der Schliessung des GIBZ am 13.03.2020
Als Fachlehrer bei der verkürzten und ergänzenden Ausbildung von Erwachsenen zur Fachperson Gesundheit FAGE am GIBZ habe ich mich bereits mehrere Wochen vor der Schulschliessung intensiv mit dem Virus beschäftigt. Ich habe stundenlang bestehende Fachliteratur konsultiert und mich über diese anrollende Krankheit kundig gemacht. Auch unseren Lehrkräfte-Teamsitzungen war die auf uns zukommende Krankheit mehrmals ein Thema. Zudem waren auch Fragen im Raum:
Unsere Lernenden sind die ersten, welche wegen der Pandemie in ihren Betrieben überdurchschnittlich beansprucht würden, was passiert dann? Und: Was passiert, wenn die Spitäler, Kliniken und Heime uns Fachleute des Lehrkörpers zum Arbeitseinsatz in die Pflege abziehen würden?
Während gut drei Wochen bis zur Schulschliessung Mitte März habe ich mit meinen Klassen regelmässig ein Briefing zur Krankheit und den diesbezüglichen Tagesaktualitäten gemacht. Jedes Mal haben wir uns nach dem Unterricht so verabschiedet, als gäbe es vielleicht vorerst kein Wiedersehen mehr am GIBZ. Weiterhin trafen wir uns jede Woche an einem Unterrichtstag und genossen jeweils noch die gemeinsame Arbeit, alle haben wir gewusst, dass damit bald Schluss sein wird.
Am 13.3.2020 war es dann soweit: Meine Klasse und ich haben zusammen die Pressekonferenz des Bundesrates und Daniel Koch (Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten, BAG) geschaut. Jetzt wurde gesagt, dass die Schulen in der Schweiz schliessen werden. Bei uns war es ganz still in der Klasse, es lag in der Luft «also doch…». Danach haben wir uns nach dem Unterricht voneinander verabschiedet und alle Lernenden gingen heim. Niemand wusste, was dies nun bedeuten würde für den Unterricht, für das anstehende QV, für die eigene Praxistätigkeit und vor allem für die eigene Gesundheit.
Fernbeschulung
Die erste Zeit war für uns Lehrkräfte, die Schulleitung, die IT und viele anderen Fachleute am GIBZ ganz extrem arbeitsintensiv. Wir haben nach der Schulschliessung sofort ohne Unterbruch alle unsere Klassen mittels Fernunterricht unterrichtet. Für keine/n meiner Lernenden ist auch nur eine einzige Unterrichtsstunde ausgefallen. Als bereits ältere Lehrperson haben mich die ständig wechselnden Bedingungen dabei sehr gefordert. Vor allem die IT-Seite bezüglich digitalem Unterricht war hoch anspruchsvoll für mich. Unsere Klassen waren anfänglich nicht auf Teams, also mussten sie anders beschult werden.
Dies ergab einen enormen (Mehr-)Aufwand, dazu kam die Verunsicherung unserer pflegenden Lernenden, welche sich plötzlich teilweise hochgefährlichen Pflegesituationen in der Praxis gegenüber sahen. Eine Flut von E-Mails und WhatsApp-Nachrichten haben mich diese ersten Tage unaufhaltsam auf Trab gehalten…
Mittlerweile nun hat sich alles beruhigt, wir von der FAGEV arbeiten mittlerweile ebenfalls auf Teams und der Berufsabschluss (QV) ist für die betroffenen Klassen geregelt.
Fazit
Obwohl alle unserer Fachlehrkräften aus der Pflege kommen, hat noch niemand eine solche Infektions-«Geschichte» selbst vorher erlebt. Das schnelle Ankommen der Pandemie auch hier in der Schweiz hat zwar viele überrascht, als Fachperson aber war ich persönlich nicht erstaunt über den Lockdown. Ich habe ihn erwartet und mit Lernenden sowie Teammitgliedern vorher regelmässig darüber gesprochen. Dennoch war niemand – rein schulisch gesehen – gut auf diese neue Herausforderung vorbereitet.
Fernunterricht: Als Lehrkraft ist diese Arbeit interessant und zugleich anspruchsvoll. Dank intensiver Hilfe der IT am GIBZ und zahlreichen anderen Lehrkräften hat ein eigentlicher Transformationsschub in Richtung Onlinenutzung innert weniger Wochen stattgefunden. Ganz fest hoffe ich, dass diese Erfahrung mittels IT nun weiterhin Bestand im Unterricht haben wird und wir früher als geplant mit BYOD (bring your own device) im Unterricht bei den FAGEV starten dürfen.
Ausserhalb des GIBZ
Seit vielen Jahren bin ich neben meiner Lehrtätigkeit am GIBZ weiterhin mit meiner anderen Ausbildung als Berufsretter/Rettungssanitäter HF mit der Praxis verankert. Diese «Profession» habe ich neben meiner pädagogischen Arbeit weiter praktiziert, dies ganz bewusst, um an der Praxis dran zu bleiben und mein medizinisches Wissen à jour halten zu können. Während des Lockdowns hat sich dies einmal mehr als äusserst positiv dargestellt.
Zusammen mit zwei anderen Lehrkräften von unserem FAGEV-Team war ich nicht nur im schulischen Bereich, sondern auch im angestammten Beruf an der Front tätig. So habe ich zahlreiche Patiententransporte durchgeführt, hatte mit COVID-19 Patienten direkt zu tun und habe trotz Sperrung der Landesgrenzen nach wie vor auch Rückholungen aus dem Ausland gefahren. Was nehme ich von dieser Arbeit während der sehr speziellen Zeit mit?
- COVID-19 Personentransporte waren belastend, nicht zuletzt auch wegen unseren Vollschutzmassnahmen, die notwendig waren, sowie dem erhöhten Reinigungsaufwand nach jedem Einsatz
- Zusammen mit Armeeangehörigen haben wir längere Zeit auch mit Militärambulanzen Einsätze gefahren. Die Kollegen der Armee haben unglaublichen Einsatz gezeigt, dies unter teilweise schwierigen Bedingungen (kein Urlaub, immer jeden Tag im Dienst, engste Lebensverhältnisse über Wochen, Unklarheit über Länge ihres Arbeitseinsatzes etc.)
- Ständig wechselnde med. Anweisungen, Kompetenzen, Rahmenbedingungen, welche uns Retter unablässig forderten
- Auslandsrückholungen (sog. Repatriierungen) waren sehr anspruchsvolle und nicht ganz einfache Unterfangen. Dies begann am Zoll mit dem Landesübertritt, den verschiedenen Pandemienormen der anderen Ländern, dem nirgends sich verpflegen können bei Tagesfahrten, da schlichtweg alle Verpflegungsmöglichkeiten geschlossen waren, den anderen Sitten in Krankenhäusern im Ausland etc.
- Auch mit dem komischen Bauchgefühl nach Kontakt mit COVID-19 Patienten musste ich erst lernen umzugehen, wenn ich wieder nach Hause in meine Familie zurückkehrte.
Zusammenfassung
Mehrere Lernende haben von ihrer Arbeit während der Pandemie im GIBZ Blog geschrieben. Mit meinem Kurzbericht hoffe ich zeigen zu können, dass nebst den Lernenden auch wir Lehrkräfte voll und ganz gefordert waren/sind mit dieser neuartigen Situation. Niemand von und hat je etwas Ähnliches erlebt oder gesehen. Und dennoch gilt auch hier: Jede schwierige Situation hat im Nachhinein auch etwas Gutes. Für mich ist klar: ich habe viel Neues in dieser Pandemie aus medizinischer Sicht lernen können und habe mich bei der Handhabung der IT entwickelt!
Markus-Peter Rüedi, BKF FAGEV
Hier noch die Bilder MIT Legenden:
Unterricht auf Teams in einem leeren Klassenzimmer mit den Stühlen auf den Tischen wegen des Hausdienstes, für Lehrkräfte ganz sicher eher eine triste Angelegenheit. Keine soziale Interaktion, keine vertiefte Auseinandersetzung mittels Gruppenarbeiten, fehlende Kreativität…
Virtuelles Klassenzimmer plötzlich ab Zuhause….
Die Zusammenarbeit mit dem Militär war während des Höhepunktes der Pandemie sehr hilfreich und entlastend: Ich war früher während meiner aktiven Militärzeit ebenfalls bei der Sanität und hätte nie gedacht, erneut in Militärfahrzeugen Einsätze fahren zu können.
Die Schutzausrüstung für uns RetterInnen für die COVID-Fahrten
COVID-Spezial-Ambulanz: Das Spezielle daran ist, dass alle Fächer, Schubladen und Fenster dicht verschlossen und die Geräte zur Diagnostik mit Plastik eingepackt sind…
Auch im Rettungsdienst der ganzen Schweiz wie in allen Spitälern, Heimen und Praxen: Maskenpflicht