ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
  • ABU-Lehrer auf der Baustelle
Verfasst von

ABU-Lehrer auf der Baustelle

20. Juli, 6.45 Uhr, Lettenstrasse 8, Rotkreuz. Herr Müller drückt mir ein Werkzeuggürtel in die Hand und schon sitze
ich mit Adi (Elektroinstallateur, Abschluss 2014) und Pascal (Lernender Elektroinstallateur, Abschluss 2016) im Auto
Richtung Baar-Inwil. „Was, du bisch Lehrer am GIBZ? Warum tuesch du dir das a? Die andere sind jetzt denk sicher i de Ferie, oder? Hesch scho mal uf de Baustell gschaffed? Kennsch de Roli Frei? Und de Willi Schmidt?“…
Zur zweiten Frage: Ich vereinbarte mit Elektro Müller in Rotkreuz ein dreitägiges Schnupperpraktikum als Montageelektriker/Elektroinstallateur, um den Arbeitsalltag meiner Lernenden hautnah zu erleben. Das wird mir helfen, den Allgemeinbildungsunterricht noch besser mit dem Beruf zu verknüpfen.
Adi parkt das Auto neben unserer ersten Baustelle. Nach dem Studium der Elektropläne im Magazin gibt’s für mich den ersten Auftrag: „Usebutze“. Nicht mit „Schüfeli und Beseli“, sondern mit Hammer und Meissel kann ich die Dosen in den frischen Betonwänden vom Schaum, Plasktik und Beton freimachen. Pascal kann es noch nicht ganz fassen, dass er mit einem Lehrer auf der Baustelle ist, dieser keine Ahnung und er nun das Sagen hat. Aber er gewöhnt sich schnell an die neue Situation: „Zeig mir doch emal, wo die Wand uf dem Plan izeichnet isch“ oder „Versuchs jetzt selber, chunsch eifach bi Frage“.
Beim Znüni gibt’s viel zu erzählen, über das Leben, den Job und die Zukunft. Danach kann ich im Keller mithelfen, Kabel mit Hilfe des „Bändelis“ einzuziehen und Kabel mit der Abisolierzange zu bearbeiten, bevor sie in die Verteilerdose gelangen. Ich staune, wie sicher und sauber Adi und Pascal die Arbeiten ausführen und mich dabei auch noch optimal unterstützen und fordern.
Nach dem Mittag geht’s zur zweiten Baustelle, hier muss eine Dose an der Beton-Schalung angebracht werden, der vorgesehene Platz ist aber durch die Armierungseisen fast unzugänglich. „Ja, da muesch ebe chli baschtle…“ Am Schluss sitzt die Dose perfekt an der Wand. Leider müssen wir feststellen, dass viele der bereits verlegten Rohre nicht dort aus dem Betonboden herausragen, wo sie eigentlich sollten. Das heisst für Pascal zwei Stunden spitzen, während ich mit Adi zur ersten Baustelle zurückgehe. Auf dem Dach kann ich Rohre einlegen. „Raphi, s’Zäpfli nöd vergesse.“ Vertrauen ist gut, Kontrolle besser, das weiss auch Adi. Und tatsächlich, der ABU-Lehrer hat ein Rohr nicht abgedichtet … Vielleicht liegt’s an der Hitze, extrem heiss ist’s auf dem Dach. Für eine Abkühlung sorgt zum Glück ein Bauarbeiter mit einem Wasserschlauch, welch eine Wohltat!
Übrigens, der Bauherr dieser Baustelle ist ein pensionierter ABU-Lehrer vom GIBZ! Zusammen mit Adi und Pascal besuche ich ihn nach getaner Arbeit, um ihm mitzuteilen, dass auch ein ABU-Lehrer in seinem Haus ein paar Rohre eingelegt hat …
Jetzt weiss ich, wie viel es braucht, damit aus einer Betonwand Strom kommt. Zufrieden und mit vielen Eindrücken beende ich meinen ersten Praktikumstag. Meine Dusche hat wohl noch nie so viel Dreck auf einmal gesehen.
Am zweiten Tag geht’s mit Michi, einem erfahren Elektroinstallateur und werdenden Vater („frühener han ich glebt, jetzt muess ich spare“) nach Zug, um in einem Privathaushalt eine Leitung von einer Aussensteckdose zur neuen Klimaanlage – ja, es ist wieder sehr heiss – zu ziehen sowie eine 13 Amper-Sicherung einzubauen. Hier kann ich mit der Montage des Kabelkanals behilflich sein. Am Schluss drückt der Kunde eine Zehnernote in Michis Hand. „Weisch, muesch ebe scho wüsse, wie mit Chunde umgah, da chasch nöd jede schicke…“ Michi kann’s auf jeden Fall.
Danach geht’s nach Blickensdorf zu einem Haus, das total umgebaut wird. Hier müssen wir für den neuen Pool den Stromzugang ermöglichen. Die Bauherrin mit ihren Kindern ist sehr zuvorkommend und alle Bauarbeiter werden gut versorgt mit Glace, Getränken, Guetzli und netten Worten … Hier lässt sich arbeiten. Der Kleinste – auch ein Raphael – findet’s toll, mit Michi die Anschlüsse des Pools zu studieren. Ich rolle derweil im Keller 33 Meter Kabel ab.
Später muss im Haus noch eine neue Steckdose in einer Wand – genauer Betonwand – unterputz installiert werden. Und hier zeigt sich die ganze Power des Elektroinstallateur-Berufes. Mit Schlitzgerät, Kronbohrer und Spitzhammer geht’s zur Sache. Ein Armierungseisen stellt sich uns leider in den Weg und es geht kaum mehr weiter. „Wenn’s nümme gaht, muesch höre…“ meint Michi und so beenden wir diesen Arbeitstag.
Am dritten Tag bin ich mit Pirmin, dem Serviceleiter unterwegs. In einem Mehrfamilienhaus soll der Stromverbrauch für den Hobbyraum auf einem anderen Zähler gemessen werden. Eine zusätzliche Aufputzleitung ziehen, so heisst der Auftrag vom Projektleiter. Aber das geschulte Auge von Pirmin sieht sofort andere, viel elegantere Möglichkeiten, denn es liegen diverse Leerrohre in der Decke. Nach dem Studium der alten Elektropläne und dem try-and-error-Verfahren findet das „Bändeli“ endlich den Verteiler des Nebenraums und von da geht’s weiter zum Hauptverteiler. „Pirmin, checked das die Lernende im erschte Lehrjahr, weles Kabel, mit welne Dräht, dur welli Rohr a wele Aschluss muess?“ Seine Antwort beruhigt mich, denn ich bin definitiv überfordert.
Pirmin wäre nicht Pirmin, wenn er nicht auch die Details beachten würde. So finden sich im Verteilerkasten ziemlich in die Jahre gekommene „Kleberli“, sauber werden diese überklebt, damit man Elektro Müller auch in Zukunft unter der richtigen Telefonnummer erreichen kann …
Am Nachmittag müssen wir das Verlegen eines Fernsehkabels vorzeitig unterbrechen, da der Maler noch nicht fertig ist. „Das isch normal, da müemmer flexibel si“. Die Zeit brauchen wir jedoch für den zweiten Privatkunden, der das Programm für sein Schalt- und Steuerungsgerät versehentlich gelöscht hat. Verbunden mit dem Laptop versucht Pirmin die Daten wieder auf das Logikmodul zu speisen. Ganz geheuer scheinen Primin diese neuen Möglichkeiten der Automation nicht zu sein, aber er stellt sich mit einer kaputten PC-Maus dem Kampf gegen die falschen IP-Adressen. Irgendwann ist das Programm dann wieder drauf und ich denke an meinen ersten Praktikumstag zurück: Dort mit Hammer und Meissel, hier mit Laptop und Ethernetkabel. Wie vielfältig doch dieser Beruf sein kann …
Liebes Elektro-Müller-Team, herzlichen Dank für diese wertvolle Erfahrung, die ihr mir ermöglicht habt!
Euer Praktikant
Raphael
2 Kommentare deaktiviert für ABU-Lehrer auf der Baustelle 4515 18 August, 2015 AKTIV August 18, 2015

Folge uns

Verwandter Beitrag