Brief aus Indonesien
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Brief aus Indonesien

Liebe Regula Pauli

Ich bin mittendrin in meiner Südost Asienreise und mittlerwile in Indonesien angekommen. Ich musste vor ein paar Tagen an Sie denken. Ich besuche auf meiner Reise nicht nur grosse Städte, sondern auch viele kleine und arme Dörfer bis hin zu Slums. Auf dieser Reise ist mir mal wieder einmal mehr bewusst geworden, was Hygiene bedeutet. In Jakarta besuchte ich die Slums. Auf den ersten Blick ein sehr trauriger Ort – wie die Familien dort leben und die Kinder auf den Bahngleisen spielen, wo alle 15 Min. ein Zug vorbeifährt. Doch das Lachen, die Offenheit und Freude der Menschen, wenn man sie besucht, ist unbeschreiblich. Kinder, die mit einem spielen möchten und zeigen, wo sie in einem kleinen Raum zur Schule gehen und spielen. Frauen, die Mitte 20ig sind und bereits schon 7 Kinder haben, da man die Verhütung kaum kennt und ein Kondom teurer ist als 1kg Reis. Je tiefer ich in den Slum spazierte, desto mehr öffnete mir diese Welt die Augen. Fliessend Wasser gab es keines, Toilettenpapier kennt man nicht! Der Unterleib wird mit Wasser aus dem Fluss gewaschen. Bis dahin sah das Ganze noch okey aus.

Bis ich dann von einer Familie eingeladen wurde, mit ihnen zum Fischen zu gehn. Wir liefen weiter durch den Slum bis zum Fluss. Was ich dann da sah, schockierte mich. Der ganze Abfall von Plastik über Essensreste, Waschmittel, Stuhl, Urin und sonstige Fäkalien schwammen den Fluss abwärts Richtung Meer. Von diesem Fluss nehmen die Menschen das Wasser für ihre persönliche Toilette, zum Kochen, zum Waschen einfach für alles. Mit dem Boot weiter flussabwärts sind die Kinder am Baden und winkem einem zu. Hunderte Gedanken gingen mir durch den Kopf. Diese Kinder sind wie alle anderen Slumbewohner über Hygiene und Sauberkeit nicht aufgeklärt. Beim Fischen lernte ich die Familie besser kennen. Die Frau erzählte, sie hatte bereits schon 10 Geburten gehabt, aber 4 ihrer Kinder seien  verstorben bei/vor oder nach der Geburt: an Krankheiten, Sauerstoffmangel oder weil sie schwere Arbeiten ausführen musste. Auf meine Frage, ob sie nicht ins Krankenhaus kann, kam die Antwort, dies würde 3 Monatslöhne kosten – das könnten sie nicht bezahlen. 99% der Frauen gebären ihre Kinder zuhause, ohne ärztliche Hilfe, in einem kleinen Zimmer. Am Ende des Tages war ich froh, konnte ich dieses Gebiet wieder verlassen. Ich werde aber die Familie sicherlich bald wieder besuchen.   Solche Situationen gibt es mehr, als man sich das vorstellt. Oftmals geht man daran vorbei. Aber zu helfen ist oft sehr schwer. Man sollte den Standard und Luxus in der Schweiz schätzen.

Dank ihrem Unterricht konnte ich in den Gesprächen wenigstens dieser Familie bezüglich Hygiene etwas weitergeben.

Mit lieben Grüssen aus Indonesien, Muriel Lustenberger ( FaGe-Lernende von 2012-2015)

A.d.Red.: Muriel Lustenberger besuchte während ihrer Ausbildung zur FAGE am GIBZ  bei Regula Pauli den Hygieneunterricht.

 

 

4 1 3150 26 Oktober, 2015 INFORMATIV Oktober 26, 2015

1 Kommentar

  1. Regula Pauli

    LIebe Muriel, dein Bericht hat mich sehr gefreut und ich bin natürlich auch ein wenig stolz, dass das absolut „trockene“ Hygienethema gefruchtet hat;-) und ausserhalb des Schulzimmers von dir umgesetzt wurde.
    Ich wünsche dir weiterhin erlebnisreiche Reisen und grüsse dich herzlich
    Regula

Kommentare sind gschlossen.

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