Heisser Tipp#17 – Buchempfehlung:
Heisser Tipp#17 – Buchempfehlung: „Die Ewigkeit in einem Glas“
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Heisser Tipp#17 – Buchempfehlung: „Die Ewigkeit in einem Glas“

Der vorliegende Roman hat mich überrascht und lässt sich schwer in ein Genre einordnen: Die Story ist eine Mischung aus Mystery-Krimi und Schauerroman.

Zu Beginn habe ich eine Weile gebraucht um mich in die Geschichte einzufinden. Das liegt an der ausführlichen, manchmal etwas ausschweifenden, aber sehr witzigen Beschreibung der Umgebung, der Charaktere und der Situationen. Da musste ich achtgeben, dass ich nicht den Haupthandlungsstrang aus den Augen verlor. Aber genau darin liegt auch die Stärke dieses Romans. Durch die bildhaften, ausführlichen, fast liebevollen und humorvollen Beschreibungen der teils ziemlich schrägen Charaktere, erwachte das London des 19. Jahrhunderts mit all seinen verschrobenen skurrilen Figuren in meiner Vorstellung zum Leben. Die Autorin, Jess Kidd, konstruiert zuerst eine Art «Filmkulisse» für die Erzählung und lässt den Leser dann ich die Geschichte dieser lebhaften Figuren eintauchen. Sprachlich hat mir der Roman sehr gefallen – der Stil der Autorin ist schwer in Worte zu fassen, es gab immer wieder Passagen, bei denen ich Schmunzeln musste, weil Figuren oder Situationen mit einem zarten, feinen und eigensinnigen Wortwitz beschrieben wurden.

Der Roman spielt im viktorianischen London des 19. Jahrhunderts. Das dreckige und stinkende London,  wo im Schutz der Dunkelheit Mörder und Bestien in dunklen Strassenecken ihr Unwesen treiben, wo Kutschen durch die Gegend ziehen, wo sich die feine Gesellschaft hinter verschlossenen Türen trifft, um korrupte Geschäfte abzuschliessen, wo die Öllampen in den Tavernen bis spät nachts brennen. Inmitten dieses düsteren London lebt Bridie Devine, die Protagonistin des Romans:

[…] Ihr Mieder ist so locker geschnürt, wie es der Anstand erlaubt […] sie ist eine praktische Frau, oder zumindest eine Frau, die es praktisch findet durch Türeingänge zu passen, Treppen hinaufsteigen zu können und Luft zu bekommen […].

Bridie ist intelligent, ruppig, unangepasst, mürrisch und charmant zugleich und sie raucht leidenschaftlich gerne Pfeife. In ihrer Kindheit hat sie als Leichensammlerin gearbeitet, was sie abgehärtet hat – ihr macht so schnell nichts Angst. Sie ist eine emanzipierte, unangepasste Persönlichkeit. Bridie kommt in das verdreckte London aus einem ganz bestimmten Grund: der Adlige Sir Edmund beauftragt sie, seine entführte Tochter Christabel zu finden. Doch schnell bemerkt Birdie, dass nicht nur an der Entführung der Tochter etwas seltsam ist, sondern, dass sich alle im Umfeld der Vermissten höchst merkwürdig und verdächtig verhalten. Am merkwürdigsten scheint jedoch Christabel selbst zu sein, die kein gewöhnliches Mädchen zu sein scheint… Auf der Suche nach Christabel geschehen zahlreiche Morde, Bridie begegnet besessenen Ärzten, einem freundlichen tätowierten Geist und einem totgeglaubten alten Feind, der ihr gefährlichster Gegner wird…Der Roman bleibt spannend bis zur letzten Seite und eignet sich perfekt, um an einen grauen Wintertag in eine längst vergangene Zeit einzutauchen.

Das Buch ist in der Mediathek ausleihbar. Hier die bibliografischen Angaben dazu:

Jess Kidd / Die Ewigkeit in einem Glas / 1. Auflage / Dumont Verlag: Köln, 2020. Standort: KIDD

 

Buchbesprechung von Sophia Leguizamón, Informationsspezialistin FH, GIBZ Mediathek

2 Kommentare deaktiviert für Heisser Tipp#17 – Buchempfehlung: „Die Ewigkeit in einem Glas“ 1089 24 Februar, 2021 AKTIV Februar 24, 2021

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