Lieber Leserfreund, am Heimbildschirm oder draussen am Smartphone,
Als ich heute Morgen aufgestanden bin, habe ich mich urplötzlich an etwas erinnert. Kennst Du das, wenn Du ganz lange an etwas nicht mehr gedacht hast und mir nichts, dir nichts, fällt es dir wieder ein und du musst grad mal wieder hinsitzen und erstmal ein kleines Sandwich essen. So ging es mir auf jeden Fall heute. Nachdem ich mein Schocksandwich und mein normales Frühstück (Leberwurst, Wurstrollen und Wurstscheiben) gegessen hatte, dachte ich noch lange über die Erinnerung nach. Sie handelt von der Zeit meines Lebens, als ich am Flughafen von Los Angeles als Schnüffel-Hund arbeitete.
Damals war es meine Aufgabe, herauszuschnüffeln, ob jemand zum Beispiel gefälschtes Parfüm über die Grenze schmuggelte oder Feuerwerkskörper im Handgepäck trug. Ich war so gut darin, dass mein Portrait an der Wand hing und alle andere Hunde furchtbar eifersüchtig auf mich waren. An diesem speziellen Tag hatte ich gerade eine alte Frau daran gehindert, ihr Feuerzeug mit ins Flugzeug zu nehmen und war sehr stolz auf mich. Ich wollte mir zur Feier des Tages einen Schluck Cola gönnen und machte mich auf den Weg in die Kantine der Flughafenpolizei. Ich war allein und pfiff ein bisschen vor mich hin. Plötzlich packten mich zwei starke Hände und steckten mich in einen dicken Stoffsack. Ich erschrak so, dass ich nicht einmal um Hilfe schrie, was ich als sprechender Hund sehr wohl gekonnt hätte. Ich war völlig panisch. Was sollte ich tun? Wer könnte so brutal mit mir umspringen? War es etwa der verrückte Mann von letzter Woche, der geschworen hatte, dass er nicht wusste, wie die 400 Liter gefälschten Orangesaft in seinen Koffer gekommen waren? Oder handelte es sich etwa um einen der anderen Hunde, die mich jeden Morgen voll Abscheu anblickten?
Das Letzte, was ich mitbekam, bevor ich ohnmächtig wurde, war, dass ich in einen Kofferraum geschmissen wurde.
Als ich wieder zur Besinnung kam, fand ich mich in einem Käfig wieder. Ich blickte um mich und sah hunderte von anderen Käfigen, alle gefüllt mit Tieren aus allen Ecken der Welt. Mein Entführer musste aus dem Zirkus sein! Später sollte sich herausstellen, dass mein Entführer mich einmal mit mir selber sprechen gehört hatte und sich dachte, dass ein sprechender Hund seinen Zirkus vor dem Bankrott bewahren könnte. Wie ich ihn austrickste und die anderen Tiere alle befreite, erzähle ich euch aber das nächste Mal. Der Schock über die Entführung ist immer noch so gross, ich muss schnell ein kleines Steak essen gehen.