In meiner Seele bin ich Finnin
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In meiner Seele bin ich Finnin

Im GIBZ kennt sie jeder, die Leiterin der Mediathek, Riitta Wiss. Kein Wunder, ist sie doch seit bereits 18 Jahren im GIBZ tätig. Höchste Zeit, um mal nachzufragen, wieso weshalb warum:

GIBZ: Riitta, du bist nun schon so lange hier in der Mediathek tätig. Wie begann denn deine Geschichte am GIBZ? Oder vielleicht noch einen Schritt weiter zurück, weshalb bist du überhaupt in die Schweiz gekommen?

RW: Tatsächlich bin ich aus Finnland. Da ich schon immer ein Faible für Sprachen hatte, wollte ich in ein Land, wo man französisch, englisch oder deutsch spricht. Ehrlich gesagt, war eigentlich der Plan nach Frankreich zu gehen, aber dann kam mir eine Stelle in der Schweiz dazwischen und so bin ich mit 25 Jahren nach Luzern gekommen. Ein paar Jahre später wurde ich auf das Angebot am GIBZ aufmerksam und wusste gleich, das ist es;)!

Vor 18 Jahren gab es hier noch keine Mediathek – nur ein kleiner Raum mit ein paar Büchern, Zeitschriften und CDs. Man hat damals jemanden gesucht, der eine Mediathek aufbaut. So habe ich mich für die Stelle beworben. Für mich war das eine tolle Chance, meine jahrelangen beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse in verschiedenen Bibliotheken umzusetzen. Ende ’97 begann ich mit dem Aufbau und im August ’98 konnten wir die Mediathek offiziell eröffnen. Anfänglich hatte ich eine Hilfe, die mich beim Ausrüsten der Medien (Beschriften, Einbinden etc.) unterstützte und bereits kurze Zeit später konnten wir zwei bibliothekarisch ausgebildete Mitarbeiterinnen engagieren.

GIBZ: Wenn man sich in der Mediathek aufhält, bekommt man schnell das Gefühl, ihr seid ein harmonisches Team – ist das so?

RW: Wir sind ein Dreamteam! Seit rund fünf Jahren arbeiten Renate Dautert, Brigit Weiss und ich nun zusammen und auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, finden wir immer eine zufriedenstellende Lösung. Wir ergänzen uns wirklich gut, sowohl von den Interessen wie auch mit den unterschiedlichen Charakteren. Ausserdem hat jede von uns ihren eigenen Bereich, indem sie ziemlich frei wirken kann. Neben der Leitung kümmere ich mich v.a. um Bücher, Brigit ist für die Filme und Renate für die Musik zuständig; alles in allem sind wir ein echt starkes Team.

GIBZ: Wird es dir nicht manchmal ein wenig langweilig? Verspürst du keine Lust, in deinem letzten „Arbeitsleben-Abschnitt“ noch etwas Anderes zu machen?

RW: Ich habe den schönsten Beruf, den ich mir wünschen kann und noch nie eine Sekunde bereut, die Ausbildung zur Diplombibliothekarin absolviert zu haben. Bereits mit vier Jahren wusste ich, dass ich einmal Bibliothekarin werden wollte. Ich bin ein sehr neugieriger, interessierter Mensch, was mir mit all der Literatur und nicht zuletzt mit den vielen Berufen, die im GIBZ unterrichtet werden, sehr entgegenkommt. Fast täglich lerne ich Neues kennen, das ist doch total spannend! Ausserdem erlebe ich hier immer wieder schöne, lustige und auch berührende Momente, sowohl mit Lernenden als auch mit Lehrpersonen. Und ich bin auch gut vernetzt im Kanton: ich leite und arbeite in mehreren berufsspezifischen Arbeitsgruppen mit, auch was die Ausbildung von Lernenden (Fachfrau/Fachmann Information & Dokumentation) betrifft.

GIBZ: Ich gehe davon aus, dass sich eine Mediathek ständig neunen Bedürfnissen anpassen muss. Vor uns liegt z.B. ein Jassteppich auf dem Tisch. Das wäre früher wahrscheinlich undenkbar gewesen – oder?

RW: Ja, das ist nun unser offizieller Jasstisch (lacht) und er wird häufig benutzt! Unsere Mediathek ist ein Ort, wo man sich wohlfühlen soll, ein Treffpunkt, sei es zum Lernen, in Büchern oder Zeitschriften schmökern, zum Relaxen oder eben zum Jassen!

Wir tragen einen Teil dazu bei, dass sich die Lernenden/Studierenden im Schulhaus wohlfühlen, einen Ort haben, wo sie sich auch mal zurückziehen können. Schade, haben wir nicht etwas mehr Platz und ein paar Sofas mehr zur Verfügung!

Was die Veränderungen angeht, spüren wir im Moment vor allem den Trend Richtung E-Books. Die Ausleihzahlen gehen – wie übrigens in allen Bibliotheken – zurück, was ich auf die Digitalisierung der Medien zurückführe. Wir evaluieren zur Zeit Systeme, die es ermöglichen, unser Angebot digital nutzen zu können. Es gibt natürlich auch Veränderungen im kleineren Stil. So haben wir uns vor einiger Zeit entschieden, den Fantasy- und Science-Fiction Büchern ein eigenes Regal zu geben. Demnächst werden wir dies auch für die Krimis und Thriller einrichten; dadurch wird es für die Interessierten einfacher, „ihre“ Bücher auszuwählen.

GIBZ: Was macht ihr eigentlich mit den „alten“ Büchern, DVD’s und CD’s? Nimmst du die mit nach Hause? Magst du überhaupt in deiner Freizeit noch lesen?

RW: Da wir stets aktuell sein möchten, müssen wir schon darauf achten, Titel zu haben, welche die Jugendlichen tatsächlich ansprechen und im Sachbereich ist es eh wichtig, immer à jour zu sein. Ausgeschiedene Artikel verschenken oder entsorgen wir – ich bin keine Sammlerin und kann mich ganz gut trennen, auch von Büchern! Aber ja, ich lese noch, ziemlich viel sogar. Einerseits weil ich sehr gerne lese und anderseits weil ich schon wissen will, was wir in unserer Mediathek anbieten. Klar kann ich nicht alles lesen, doch ich versuche, immer auf dem Laufenden zu sein. So lese ich auch regelmässig Jugendliteratur, weil darin die jungen Menschen und ihr Lebensstil beschrieben wird – dadurch konnte und kann ich das Verständnis für die Lernenden aufrechterhalten. Für meine Hobbys, Reisen und Kochen finde ich in unserem Bestand immer mal wieder ein passendes Buch. Ausserdem lese ich auch finnische Literatur; das interessiert mich noch immer sehr. Ich bin zwar keine Heimweh-Finnin, gehe auch nicht jedes Jahr nach Finnland in die Ferien, aber in der Sprache und Kultur fühle ich mich nach wie vor zu Hause – in der Seele bin ich Finnin!

GIBZ: Herzlichen Dank für das Gespräch, liebe Riitta – wir sind gespannt, wie sich die Mediathek weiter entwickeln wird.

2 Kommentare deaktiviert für In meiner Seele bin ich Finnin 4142 17 Juni, 2015 Media Juni 17, 2015

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