Janas Buchtipp im November
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Janas Buchtipp im November

Kein Handy? Niemals!

Kein Make-up, kein Handy und keine laute Boygroup Musik. Welcher junge Teenager kann sich vorstellen ohne all das zu leben? Wenige. Sicher keiner der im Stil des 21. Jahrhundert aufwächst. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Was ich mir nicht vorstellen konnte.

Amisch. Ein spezielles Wort für eine spezielle Gruppe von Leuten. Doch das ist die Ausnahme. Als mein Blick über den Klappentext des Buches schweifte, dachte ich mir: eine sehr nette Idee! Ich wusste nicht einmal, dass das Wort „Amisch“ existiert, sogar im Duden nachschlagbar ist. Sofort wusste ich: Dieses Buch würde für die nächsten Tage mein Begleiter sein. Und ich liess es nicht mehr aus den Händen!

Die 16-jährige Eliza lebt im 21. Jahrhundert. Doch leben tut sie wie vor 150 Jahren. Denn Eliza ist eine Amische. Kein Make-up, keine Musik, kein Kino, kein Strom. Bloss „Partys“ mit leiser Musik, die aus einem alten Gettoblaster dröhnt, sind manchmal gestattet. Auch da trägt sie immer ihren weiten Rock, mit der schmutzigen Schürze und einer weissen Haube auf dem Kopf. Aber grundsätzlich sieht ein Leben als Amische sehr arbeitsaufwendig aus. Die Frauen kochen, putzen, nähen und machen den Abwasch. Die Männer arbeiten auf dem Feld, bauen Häuser, machen ihren Angebeteten den Hof. Kein Wunder will Eliza die andere Welt, die Welt der „Englischen“, so nennen sie solche die nicht Amisch sind, kennenlernen. Ihre Mutter ist alles andere als fasziniert von Elizas Vorschlag, sie könne zu einer Bekannten ziehen und dort auf deren Kinder aufpassen. Doch die 16-jährige ist ein sehr neugieriges Mädchen, das sich danach sehnt anders zu leben. Überhaupt wäre die Zeit des „Rumspringa“ perfekt. Dies ist die kurze Zeit in denen die Jugendlichen die Chance bekommen, unsere Welt zu erforschen. Ab einem gewissen Alter können sie selbst entscheiden, ob sie bleiben oder gehen wollen. Doch ist die Wahl getroffen, gibt es kein Zurück mehr.

Trotz des „Rumspringas“ zögert die Mutter. Aber schlussendlich sitzt Eliza, voller Abenteuerlust und mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen, im Auto, nicht in einer Pferdekutsche, Ziel: Chicago. Ein Sommer voller neuer Erkenntnisse wartet auf sie. Das erste Mal telefonieren. Das erste Mal Elton John. Das erste Mal ein eigenes Schlafzimmer, Jeans, „Mario Cart“. Und natürlich Kino.

Aber das Buch wäre nur halb so schön ohne die tragische Liebesgeschichte von Eliza und dem „Yankee-Jungen“ – so werden die „Englischen“ Jungs genannt – Namens Joshua.

Josh ist ein Traummann! Ein Gentleman, arbeitstüchtig und unsterblich verliebt in das ungeschickte Amisch-Mädchen.

Doch jede Welt, egal ob unsere oder amische, hat ihre Schattenseiten, die man nur unfreiwillig kennenlernt. Am Ende muss sich Eliza entscheiden. Will sie zurück zu ihrer Familie? Zurück zum alten und bekannten. Oder bleibt sie bei ihrer ersten grossen Liebe und wird eine „Englische“?

Das Buch hat mich fasziniert. Nicht nur weil es ein schön geschriebenes Jugendbuch ist. Vielmehr gefiel mir der Einblick in eine andere Kultur. Die Geschichte findet in einer modernen Welt statt, aber offenbart das amische Leben.

Die Autorin schrieb Jahre an diesem wunderschönen Roman, der auf persönlichen Begegnungen mit amischen beruht. Das Buch ist gelungen und ich empfehle es jedem, der einen Beweis will, dass man nach wie vor ohne Handy und den dazugehörigen Schnickschnack leben kann.

Jana Leu

Auszubildende Fachfrau Information + Dokumentation, Mediathek im GIBZ, Gewerblich-industrielles Bildungszentrum Zug

Grossman, Nancy: Draussen wartet die Welt

978-3-570-40215-3

0 Kommentare deaktiviert für Janas Buchtipp im November 2576 13 November, 2014 Media November 13, 2014

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