Um 10 nach 2 am Donnerstag 27. Oktober füllte sich die GIBZ-Aula langsam. Das Mikro machte noch einige Probleme und das Publikum quasselte munter. Neben dem Prorektor stand eine junge, zarte Frau mit wilden Haaren, ganz anders als sie auf den Fotos auf den Plakaten gewirkt hatte.
Nachdem sich die Autorin Meral Kureyshi an das kleine Tischchen vor dem Publikum gesetzt und der Prorektor sie vorgestellt hatte, sprang sie auch schon wieder auf, da sie ihr Buch vergessen hatte. Das löste bei den Schülern natürlich Gekicher aus.
Wieder zurück am Mikro erklärte sie erst einmal, dass „Anne“ kein Vorname sei, sondern „Mutter“ in Türkisch bedeute. Es folgten einige weitere Erklärungen zu ihrem Buch, dem Bestseller „Elefanten im Garten“ und dann begann sie zu lesen.
Sie erzählt aus der Sicht eines jungen Mädchens. Seine Familie zieht in die Schweiz als es zehn ist, es lernt eine ganz andere Welt kennen und nach einiger Zeit stirbt der Vater, was es vollends aus der Bahn wirft.
Die Art wie Meral Kureyshi die Geschichte las, klang wirklich kindlich. Teils ruhig, doch wenn etwas Wichtiges geschah, las sie immer schneller und schneller, bis sie beinahe ihre eigenen Worte verschluckte. Wie ein aufgeregtes Kind, das unbedingt sein Erlebnis mitteilen will, mit allen verwirrenden Ausschweifungen, das aber so schnell spricht, dass man beinahe nicht mitkommt.
Im Anschluss an die Lesung gab es Zeit für Fragen und das war der wirklich lustige Teil.
Auf die Frage, ob sie nach Plan schreibe oder einfach drauf los, antwortete sie mit einem Vergleich, den, glaube ich, niemand erwartet hatte:
Nach kurzem Überlegen fragte sie, ob wir dieses Gefühl kennen würden, wenn man merkt, dass man gleich kotzen muss. Man zögere es heraus, weil es eklig ist, aber irgendwann muss einfach alles raus und so sei das Schreiben für sie.
Auch auf die weiteren Fragen antwortete sie mit unerwarteten, humorvollen Vergleichen, wie das Kneten vom weichen Teil des Brotes oder dem Wühlen in der besagten Kotze nach brauchbarem Material.
Es war eine sehr amüsante und abwechslungsreiche Erfahrung, an der Lesung dieser jungen Schweizer Autorin dabei gewesen zu sein.
Ihr Erstling „Elefanten im Garten“ war zu Recht für den Schweizer Buchpreis 2015 nominiert worden und wer ihn selbst lesen möchte, kann ihn in der GIBZ-Mediathek ausleihen.
Nachtrag: Nach der Lesung schrieb Meral Kureyshi in einer Mail an die Mediatheksleiterin: „Liebe Grüsse, es war wunderbar bei Ihnen“.
Text: Michaela Arnold, Lernende Fachfrau I+D, GIBZ-Mediathek
Fotos: Alphons Burkart
Die Lesung hat im Rahmen der Veranstaltungs-Reihe „GIBZ im Gespräch“ stattgefunden.