Anfangs dieses Monats bekamen die Lernenden des GIBZ die einmalige Chance „echten Kaviar“ zu probieren. Dies war ein Erlebnis, das die meisten noch nie hatten und sicher nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird.
Am Montag, dem 3. Oktober 2017, fuhren die drei Klassen des zweiten Lehrjahrs in das Tropenhaus Frutigen im Berner Oberland. In einem Car und voller Tatendrang ging der Tag schon früh morgens los. Für einige der Schüler zu früh. Deshalb mussten die Lehrer vor der Abfahrt noch einen Moment warten. Als der Car dann komplett war ging die Fahrt Richtung Bern los. Die einen mit dem Kopf an der Scheibe, die andern im Gespräch mit dem Sitznachbar verwickelt. Die einen überbrückten die Fahrt mit Musik und die anderen mit einem Nickerchen. Nach knapp zwei Stunden war das Ziel dann erreicht. Die Schüler bekamen 20 Minuten Zeit um richtig aufzuwachen, sich die Glieder durchzustrecken und wenn nötig, eine Zigarette zu rauchen. Dann ging es los. Die Führung startete mit der Erklärung, wie das Tropenhaus in Frutigen selber den Strom produziert, den sie brauchen. Die Schüler waren grösstenteils verblüfft, wie gut man die natürliche Umgebung nutzen kann. Die Führung ging weiter und die Schüler lernten die 27 verschiedenen Arten der Störe kennen. Als sie erfuhren, dass von diesen 27 Arten 26 vom Aussterben bedroht sind, kamen Fragen auf. Fragen wie: „Warum schützt man die nicht besser?“ oder etwa: „Warum haben die Bestände denn so lange um sich zu erholen?“, wurden in die Runde geworfen. Sie fanden es erschreckend, dass die Fische sogar mit Kampfschiffen beschützt werden und es immer noch Leute gibt, die auf die Störe Jagd machen.
Beim nächsten Halt der Führung konnte man das erste Mal die Störe sehen. In diesem Becken vor der Glasscheibe schwammen circa 20 Störe. Der Löffelstör erweckte besonderes Interesse bei den Schülern. Er war der einzige der nicht am Boden mit seinen Barteln Nahrung suchte. Er schwamm an der Wasseroberfläche und filterte dort den Plankton aus dem Wasser. Damit er so viel Wasser wie möglich in den Kiefer bekommt, hängt er diesen aus und man kann durch ihn durchschauen.
Dann besichtige die Klasse das Tropenhaus. Die Artenvielfalt der Pflanzen, Kräuter und Früchte raubte den Schülern den Atem. Die Lernenden waren sichtlich erstaunt was man alles im Berner Oberland züchten kann, wenn man die richtigen Bedingungen schafft. Von Avocado zur Brotfrucht und zurück zur Vanille. Alles war vorhanden. Die Führung ging langsam aufs Ende zu als man einen grossen Tisch erblicken konnte. Alle verteilten sich um den Tisch. Darauf lag ein grosses Bananenblatt mit vier verschiedenen Kreationen von Störfleisch. Es gab Störmousse-Nocken die durch eine Panade gezogen wurden, Störfleisch und ein Papaya-Chutney, das aus hauseigenen Papayas hergestellt wurde. Das Störfleisch gab es in drei verschiedenen Ausführungen. Nature, mit milder Chili und mit Pfeffer. Alle Gewürze natürlich auch aus dem eigenen Tropenhaus. Viele Schüler erinnerte der Geschmack des Fisches an Kochschinken. Das hätte sicher niemand erwartet, als er in ein Stück Fisch biss.
Dann kam es zum Moment, auf den alle gewartet haben. Es war für die meisten das erste Mal, was Kaviar betrifft und die Spannung war gross. Der Küchenchef des Restaurants vom Tropenhaus kam und erzählte interessante Fakten über den Stör und den Kaviar. In Frutigen liegt der Salzgehalt des Kaviars bei 3.5%, dies nennt man in der Fachsprache „Malossol“, dies bedeutet so viel wie „mild gesalzen“. Ausser Salz wird in Frutigen dem Kaviar nichts mehr zugesetzt. Viele Anbieter von Kaviar brauchen noch Borax, das ist ein Konservierungsmittel das in der Schweiz NUR bei Kaviar erlaubt ist. Da die Berner nichts ausser Salz benutzen ist der Kaviar ca. 70 Tage haltbar. Ausserdem sei Kaviar sehr gesund und wurde früher und heute immer noch in einigen Ländern als Heilmittel benutzt.
Anschliessend erklärte er wie man Kaviar richtig degustiert. Jeder Schüler durfte mit einem Perlmutt-Löffel ein wenig Kaviar aus der Dose nehmen. Danach strichen sie sich den Kaviar auf den Handrücken. Dort sind am wenigsten Schweissdrüsen, deswegen ist das ein neutraler Ort am Körper. Den Kaviar streicht man übrigens auf den Körper weil er bei einer Temperatur von 37 Grad Celsius am schmackhaftesten ist. Die Schweiz ist übrigens Weltmeister was den Konsum von Kaviar pro Kopf betrifft. In der ganzen Schweiz wird jährlich 7 Tonnen Kaviar verkauft.
Die Reaktionen auf den Geschmack des Kaviars waren unterschiedlich. Die einen rümpften die Nase, die anderen strahlten über das ganze Gesicht. Die Rückmeldung war aber vor allem positiv. Aber in einem waren sich die Schüler einig: so viel Geld werden sie wohl nicht für das ausgeben. Zu dem Kaviar gab es ganz klassisch Wachteleier, Toast, Butter und eine Eigenkreation des Hauses, einen Senf-Honig-Butter.
Nach der Degustation gingen die Klassen Mittagessen. Die Heimfahrt mit Stopp in Interlaken folgte als nächstes. Dort durften die Schüler eine Stunde lang die Zeit für sich nutzen. Die Fahrt führte dann wieder zurück nach Zug, wo sich die Schüler verabschiedeten und in die Ferien entlassen wurden.
Text: Amir Walker, KO2A